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Kommerzmaschine Fußball

Aug 11, 2015 - 11:12 AM hours
Kommerzmaschine Fußball |#11
Aug 11, 2015 - 3:08 PM hours
Zitat von Bertikoks
Lullaby, der Vorwurf der Fußball verkaufe seine Seele ist älter als ich.


Und er war auch früher schon ein Stück weit wahr. Allerdings hat man in Deutschland lange Zeit eine Menge richtig gemacht, bzw. man zog den internationalen Begebenheiten immer wieder nach, anstatt Trendsetter zu sein. Der ist seit langem England. In Deutschland werden die Fernsehrechte immer noch gemeinsam vermarktet, wenn auch nicht mehr wie früher gleichmäßig verteilt, sondern erfolgsorientiert. In Deutschland hat man lange Zeit eine ernstzunehmende 50+1-Regel gehabt und mit Bayer Leverkusen nur eine echte Ausnahme. Einen Prozess in Richtung Akkumulation bei einer Handvoll Topclubs, die größtenteils ohne direkte Unterstützung des Großkapitals nicht oder nicht in dieser Form existieren würden, gibt es trotzdem, und er beschleunigt sich in den letzten Jahren noch mal massiv. Je mehr die direkt der Bundesliga zuzuordnenden Einnahmen gegenüber denen aus Champions League, internationaler Rechtevermarktung, Sponsoringoder dem Verkauf von Anteilen zurückbleiben, umso weiter geht die Schere auseinander. Am Ende werden nur die Bayern, der BVB mit seinem riesigen Stadion, seiner riesigen Fanbasis und seinem dadurch auch riesiegen Vermarktungspotenzial, sowie die Werksclubs übrig bleiben, mit Teams wie Schalke, Gladbach, HSV, Köln, die sich um die Brotstücke streiten, die übrig bleiben, und selbst für den Rest nur Krümel übrig lassen.

Hassa ist da nicht der einzige, der zu dem ganzen Zirkus den Bezug verliert. Mir geht es genauso. Aber auch da ist der Fußball nicht allein. Früher konnte mich eine VIelzahl sportlicher Großveranstaltungen faszinieren, Olympia, Tour de France, Vierschanzentournée etc.. Je mehr bei diesen Veranstaltungen der Kommerz in den Vorder- und der Sport in den Hintergrund getreten ist, umso weniger interessant wurden diese Sachen. Auch Fußball geht mir, von meiner irrationalen Zuneigung zum FCK abgesehen, weitgehend am Arsch vorbei. Außer dem Spiel selbst. Ich schaue mir gerne Spitzenspiele guter Mannschaften an, aber ich anerkenne sportliche Leistung, aber ich will mit dem restlichen Brimborium möglichst wenig zu tun haben, und je schwerer mir das gemacht wird, umso weiter entferne ich mich vom Fußball.



Zitat von Newtrial
Na ja, was darf ich mich aufregen - ich mache bei dem ganzen Zirkus ja brav mit und überweise nicht nur die öffentlich-rechtliche GEZ-Zwangsabgabe, sondern auch meinen Beitrag als Sky-Kunde. Und hab gerade am WE auch noch die 1. Pokal-Hauptrunde für 20 Mäuse dazu gebucht, was ich bei der 2. Runde wieder tun werde. Wie glaubwürdig ist es da, über den bösen Kapitalismus zu schimpfen?.


Du bist ja - außer mir selbst - der User hier, den ich am liebsten lese. Umso erstaunter bin ich, wenn du gelegentlich solche Dinger raus haust. Wie glaubwürdig ist es, über den bösen Kapitalismus zu schimpfen und gleichzeitig seine Produkte zu konsumieren? Äußerst glaubwürdig. Wie sehen denn die Alternativen aus? Komplett aussteigen, alle nach Renditeprinzipien produzierten Waren und Dienstleistungen ablehnen? Viel Spaß beim Versuch.

Es ist heute faktisch unmöglich, nicht Teil des kapitalistischen Systems zu ein. Man müsste schon alle Dinge, die man braucht, Wohnung, Nahrung, medizinische Versorgung, Energie etc. etc. über irgend welche nicht gewinnorientiert arbeitenden Quellen beziehen oder selbst herstellen. Ich will nicht beschreien, dass das unmöglich ist, extrem schwierig ist es in jedem Fall. Also: ja, man darf hochklassigen Fußball und den FCK toll finden und gleichzeitig das System kritisieren, in dem dieser hochklassige Fußball gespielt wird, das vom Großkapital als Werbemaschinerie benutzt wird und in dem wenige Menschen stinkreich werden. Man sollte es sogar kritisieren.

Beste Grüße
Lullaby
This contribution was last edited by Lullaby on Aug 11, 2015 at 3:16 PM hours
Kommerzmaschine Fußball |#12
Aug 11, 2015 - 5:22 PM hours
Zitat von Lullaby
Umso erstaunter bin ich, wenn du gelegentlich solche Dinger raus haust. Wie glaubwürdig ist es, über den bösen Kapitalismus zu schimpfen und gleichzeitig seine Produkte zu konsumieren? Äußerst glaubwürdig. Wie sehen denn die Alternativen aus? Komplett aussteigen, alle nach Renditeprinzipien produzierten Waren und Dienstleistungen ablehnen? Viel Spaß beim Versuch.

Es ist heute faktisch unmöglich, nicht Teil des kapitalistischen Systems zu ein. Man müsste schon alle Dinge, die man braucht, Wohnung, Nahrung, medizinische Versorgung, Energie etc. etc. über irgend welche nicht gewinnorientiert arbeitenden Quellen beziehen oder selbst herstellen. Ich will nicht beschreien, dass das unmöglich ist, extrem schwierig ist es in jedem Fall. Also: ja, man darf hochklassigen Fußball und den FCK toll finden und gleichzeitig das System kritisieren, in dem dieser hochklassige Fußball gespielt wird, das vom Großkapital als Werbemaschinerie benutzt wird und in dem wenige Menschen stinkreich werden. Man sollte es sogar kritisieren.

Dafür kriegst Du sogar eine Wertung von mir. Sehe ich alles exakt genauso! Während ich mich aber schlecht dem Gelderwerb und arbeitskrafterhaltenden Konsum i.e.S. entziehen kann, sind meine Freiheitsgrade bei der Wahl meiner Hobbys dann durchaus schon deutlich größer. Auch ich habe mich in den letzten Jahren mehr und mehr von sportlichen Großereignissen zurückgezogen und aufgrund der massiven Kommerzialisierung und Wettbewerbsverdrängung nach und nach den Spaß daran verloren. Und beginne in Sachen Profi-Fußball auch schon massiv zu wackeln! Und frage mich ganz ehrlich - und zwar nicht nur in diesem Thread! - ob ich Sky weiterhin mein Geld in den Rachen werfen soll. Das sind aktuell ernsthafte Erwägungen bei mir! Und gerade weil dem so ist, kann ich das Thema derzeit nicht mehr so gut von meinem eigenen Konsumentenverhalten weg diskutieren und fernhalten; ich stolpere da aktuell schon auch über meine mangelnde Konsequenz. Weil ich mich dann doch immer wieder auf das nächste Spiel freue und (wie jetzt im Pokal) auch durchaus mal ein komplettes WE samt Montagabend kaum was anderes mache als Fußball zu schauen. Rein sportlich macht mir das immer noch großen Spaß! Und ob die BL wirklich für mich an Reiz verloren hat, weil es dort (mit Ausnahme Abstiegskampf) immer langweiliger zugeht - oder nicht doch nur, weil der FCK draußen bleiben muss - sei mal dahin gestellt.

Was ich sicher nicht wollte, war zu suggerieren, man könne den Kapitalismus durch konsequentes Konsumentenverhalten aushebeln. Eher ging mein statement in die Richtung, dass sich - wie Hegermeister treffend formuliert - dieses Mega-Geschäft derzeit möglicherweise "überhitzt" und dadurch an Reiz und zufließendem Geld verliert. Und das wir uns dann "Brot (Stadionwurst) und Spiele" dann evt. halt eben woanders suchen werden.
Kommerzmaschine Fußball |#13
Aug 11, 2015 - 6:00 PM hours
Interessante Diskussion!
Fragen, um die es dabei geht wird jeder einzelne jedoch nicht nur aufgrund seiner sportlichen Vorliebe, sondern gewiss auch (oder sogar maßgeblich) ob seiner allgemeinen politischen Einstellung beantworten. Vereinssport, insbesondere der Fußball mit seiner im Arbeitermilieu verhafteten Historie ist natürlich immer mit einem guten Maß Sozialromantik verhaftet.

Aus dem Widerspruch zwischen der romantischen Vorstellung des Fan-Daseins, der Identifikation mit einem Club und seinen Idealen gegenüber der zunehmenden Professionalisierung und Kommerzialisierung, entsteht bei Vielen ein ungutes Gefühl. Dabei ist es gar nicht immer so einfach, in Worte zu fassen, was eigentlich genau falsch läuft, denn nicht alles ist schlecht. Diskussionen mit Anhängern von Konstrukten wie RB aber auch dem „Verein“ aus Sinsheim machen sehr schnell deutlich, dass eine rein faktische Auseinandersetzung oft schwer fällt. Der traditionelle Fan (also zB ich) fühlt eine Verbundenheit, die der Anhänger eines Plastikclubs schlicht nicht versteht. Deshalb stört den traditionellen Fan auch die Kommerzialisierung, die den reinen Konsumenten eher kalt lässt. Aber hat denn nun einer Recht und der Andere nicht? Ist es so, dass die einen eben keine Ahnung haben nur dumme Kunden sind, während die Traditionalisten als einzige den Kern des Sports erfasst haben?

Ich bin mir da nicht mehr so sicher, wie ich das mal war….

Zumindest für mich steht fest, dass ich zwischen Fußball und dem restlichen Leben mit zweierlei Maß messe und dies ist eben auch ein Eingeständnis eigener Inkonsequenz.
Ich bin nämlich überhaupt nicht der Meinung, dass Kapitalismus und Kommerz etwas Schlechtes sind. Diese Diskussion würde hier deutlich zu weit führen. Dennoch sei festgestellt, dass es in den Teilen der Welt, in denen der Kapitalismus herrscht, den Menschen im Mittel deutlich besser geht als in anderen Systemen. Kann also nicht alles so falsch sein. Im Fussball allerdings, ja, hach, was muss das schön gewesen sein zu Fritz Walters Zeiten...

Dennoch finde ich im Grunde nichts Schlimmes daran, dass Fußball kommerzialisiert wird. Zwar bin ich auch nicht sicher, ob mein Geld bei Sky so gut angelegt ist – aber warum soll es denn keine Fernseheinnahmen für die Ligen und Vereine geben? Und wenn – wie, wenn nicht nach Zuschauerinteresse=Marktpotential, soll deren Wert bemessen werden? Letztlich profitiert davon ja auch der Sport selbst: Das Niveau des Fußballes war noch nie so hoch wie heute und dies verdankt man letztlich dem Kommerz, denn dieser ermöglicht eine nie dagewesene Professionalität. Dadurch werden die Spiele schneller, intensiver, attraktiver. Finde ich gut!

Ein Problem habe ich daher nicht mit dem Kommerz selbst, sondern mit der zunehmenden Ungleichheit der Mittel, was die Durchlässigkeit der Ligen verringert und, insbesondere an der Spitze, zu gähnender Langeweile führt. „Der Fußball“ an sich kann meines Erachtens den Kommerz ertragen und sich dem Markt gerne stellen, zB gegen andere Sportarten. Innerhalb des Systems (also des Fußballs) jedoch klappt das nicht mehr so gut. Es müsste mehr Finanzsolidarität zwischen den Clubs und Ligen geben. Ebenso wären Gehalts- und Ablösegrenzen hilfreich, eventuell Beschränkungen bei Anzahl der Transfers pro Saison, etc. Also quasi-sozialistische Eingriffe, die helfen, den Charakter des Sports zu wahren. Dies würde den Traditionsclubs helfen und damit auch „Projekte“ wie RB erschweren.

Damit würde das „Produkt Fußball“ eventuell sogar an Attraktivität gewinnen und damit auch der Marktwert weiter steigen… Aber schon klar, das wird wohl Wunschdenken bleiben. Leider?!
This contribution was last edited by gunny on Aug 11, 2015 at 6:02 PM hours
Kommerzmaschine Fußball |#14
Aug 11, 2015 - 6:42 PM hours
Zitat von gunny
Dennoch sei festgestellt, dass es in den Teilen der Welt, in denen der Kapitalismus herrscht, den Menschen im Mittel deutlich besser geht als in anderen Systemen.


Im Großteil der dritten Welt herrscht der Kapitalismus. Aus solchen Ländern werden z. B. Lebensmittel exportiert, obwohl die Bevölkerung hungert. Aber die hat nun mal kein Geld, um das Plantagenobst zu bezahlen. Insofern wäre ich mit der Aussage, wie du sie da triffst, extrem vorsichtig. Aber das nur am Rande.

Beste Grüße
Lullaby
Kommerzmaschine Fußball |#15
Aug 11, 2015 - 8:31 PM hours
Zitat von gunny

Zumindest für mich steht fest, dass ich zwischen Fußball und dem restlichen Leben mit zweierlei Maß messe und dies ist eben auch ein Eingeständnis eigener Inkonsequenz.
Ich bin nämlich überhaupt nicht der Meinung, dass Kapitalismus und Kommerz etwas Schlechtes sind. ....

Dennoch finde ich im Grunde nichts Schlimmes daran, dass Fußball kommerzialisiert wird. ....
Das Niveau des Fußballes war noch nie so hoch wie heute und dies verdankt man letztlich dem Kommerz, denn dieser ermöglicht eine nie dagewesene Professionalität. Dadurch werden die Spiele schneller, intensiver, attraktiver. Finde ich gut!

Ein Problem habe ich daher nicht mit dem Kommerz selbst, sondern mit der zunehmenden Ungleichheit der Mittel, was die Durchlässigkeit der Ligen verringert und, insbesondere an der Spitze, zu gähnender Langeweile führt...

Damit würde das „Produkt Fußball“ eventuell sogar an Attraktivität gewinnen und damit auch der Marktwert weiter steigen… Aber schon klar, das wird wohl Wunschdenken bleiben. Leider?!

Ich lese in deinem Post sehr viel Allegorisches.

Kommerz führt zu besseren Produkten, die werden schneller, intensiver und attraktiver - das ist super.

Die Krux sprichst du unter dem Stichwort Durchlässigkeit an.
Da fallen mir gleich andere Schlagwörter ein wie Einkommensschere, Mono- und Oligopole, Bonusgrenzen, Menschenhandel.

Da müssen viele kleine Vereine ihre besten Spieler exportieren, weil sie sich diese in Anbetracht der Gehaltsangebote der wohlhabenden Vereine nicht leisten können.
Und diese Spieler aus fernen Ländern machen sich auch (ungefragt) auf den Weg, von Schläusern und Menschenhändlern unterstützt, vom Geld angezogen und den Popberichten über die Villa und das Leben von CR7.
Kinder werden ihren Eltern entrissen, nicht buchstäblich sondern mit dicken Schecks und buntem Papier wegelockt und dann ausgebeutet.

Geld und Kommerz sind nicht per se schlecht.
Und solange Fussball Teil des realen Lebens ist, wird Geld eine Rolle spielen, ob in der CL, der C-Klasse oder an der Aldi-Kasse.

Aber die Auswüchse muss man nicht unkritisch hinnehmen. Zumindest darf man sie benennen.
Denn zur Wahrheit gehören eben beide Seiten der Geldmünze, und zur "unsichtbaren Hand" gehört auch, dass es neben dem Profit auch das Marktversagen gibt und dass es das auch mehr oder weniger braucht, bis ein Umdenken einsetzt (siehe Kirch-Krise*).

Wenn man das Marktversagen aber vorhersehen kann und im Vorfeld versucht, die Schäden gering zu halten, dann sagt niemand, zumindest niemand, den man ernst nehmen kann, dass die Antworten auf der Suche nach dem richtigen Maß und Tiefe des Einschnitts einfach sind, gerade weil man das immer auch mit seiner eigene aktuelle Stellung und Befinden in Einklang bringen muss.

Glücklicherweise ist Fussball für die meisten von uns nur ein Spiel - hätte ich fast gesagt - ein Hobby, so dass wir uns mehr oder weniger einfach ein anderen Zeitvertreib suchen könnten. Oder eine andere Klasse, in der die Auswüchse noch nicht so derbe sind, die Fallhöhe nach dem (unausweichlichen?) Crash nicht so hoch...


*was wiederum als Chance verstanden wurde, den Nachwuchs zu stärken und so unter anderem zur Grundlage des WM-Titel 2014 wurde.**

**was wiederum den Hype um den Fussball beförderte und noch mehr Geld ins System fließen lässt***

*** was zur nächsten platzenden Blase führt und damit zur nächsten Erkenntnis und Chance usw.... manche würden das zynisch als Evolution bezeichnen - andere wiederum nennen es Idiogracy.

------

Übrigens möchte ich damit mal noch ein anderes Thema ins allegorische (volle) Boot holen und endschuldige mich bereits im Vorfeld für die Polemik:

Ich bin ja kein Egosit, ABER der FCK soll keine Spieler von anderen Vereinen ausbilden, schon gar keine die von blau-weißen Vereinen jenseits des Rheins kommen. Nur die eigenen sind gut. Aber die, die die nur kommen wegen der Spielpraxis, werden einfach so von der Vereinsführung aufgenommen und werden hoffiert, während unsere Spieler auf der harten Tribüne zur Arbeitslosigkeit verdammt werden. Und wenn der Fremde dann nicht spielt, muss der Verein das Gehalt trotzdem zahlen. Und das schlimmste ist, der einfache Fan wird dazu nicht mal gefragt. Die da oben machen das einfach, obwohl sie wissen wir wir hier unten darüber denken. Dass man da mal allergisch reagiert ist doch normal oder? Und Unterstützung hat der aus Prinzip nicht verdient, denn das wird nie einer von uns sein, egal ob er zu unserem tabellarischen Wohlbefinden beiträgt oder nicht.
Umgekehrt ist das aber kein Problem. Wenn wir einen Spieler ins ostdeutsche Entwicklungsland verleihen, dann ist es selbstverständlich, dass die sich freuen und er dort spielt, egal dass er dort vielleicht einem jungen Erwachsenen den Arbeitsplatz und die Perspektive auf eine bessere Zukunft verbaut.

•     •     •

Nichts ersetzt die Romantik eines Flutlichtspiels im Regen... ...und siegen!!

Wir denken nur noch von Grätsche zu Grätsche!

Hate the Game, not the Player!
Kommerzmaschine Fußball |#16
Aug 11, 2015 - 8:45 PM hours
Zitat von Lullaby
Zitat von gunny
Dennoch sei festgestellt, dass es in den Teilen der Welt, in denen der Kapitalismus herrscht, den Menschen im Mittel deutlich besser geht als in anderen Systemen.


Im Großteil der dritten Welt herrscht der Kapitalismus. Aus solchen Ländern werden z. B. Lebensmittel exportiert, obwohl die Bevölkerung hungert. Aber die hat nun mal kein Geld, um das Plantagenobst zu bezahlen. Insofern wäre ich mit der Aussage, wie du sie da triffst, extrem vorsichtig. Aber das nur am Rande.

Beste Grüße
Lullaby





Im Großteil der "Dritten Welt" herrscht vor allem Korruption. Den Rest erledigen dann Gier, Neid, Missgunst und Machthunger oder religiös getarnter Rassismus. Das nur am Rande. Insofern wäre ich mit der Aussage die DU da triffst ebenfalls vorsichtig. Wenn auch nicht so extrem, wie Du es Gunny anrätst. Du bist ein kluger Mensch Lullaby. Du solltest nicht auf sozialromantische Bilder hereinfallen, die eine Rolle eindeutig zuweisen. Das Problem ist weit komplexer als die Unterteilung in "Gut" und "Böse", "Links" oder "Rechts" es auszudrücken vermag.

Wenn Du also richtig anmerkst, dass die eigenen Leute kein Geld für Bananen haben, dann solltest Du dich fragen warum das so ist. Dafür gibt es sehr viele Gründe. Und etliche davon werden nicht von Außenstehenden verursacht. Aber wir kommen jetzt haarscharf an die Grenze der Regeln für TM. Wir sollten es also auf Fußball beschränken.

Ich halte übrigens Zitate von den sog. "Nachdenkseiten" - die extrem viel linken Unfug in Sachen Griechenland Krediten und Haftung der Zentralbanken verbreitet haben für äußerst grenzwertig lieber Pate. Ein ähnliches Pendent mit rechtem Unsinn würde hier als Quelle sicher nicht geduldet. Was ich richtig finde. Ich kenne auch keines. Trotzdem haben die hier meiner Meinung nach nichts zu suchen. Oder man misst mit zweierlei Maß. Und das halte ich für noch dümmer.

Gruß Berti


@Hegermeister

Ich bin übrigens ein Egoist. Und meines Erachtens sind wir das alle auf die eine oder andere Weise. Wenn's ums Fressen geht... trotzdem hat mir dein letzter Abschnitt sehr gut gefallen. Nach meiner Erfahrung verhält es sich mit Leuten, die gern betonen wie wenig egoistisch sie selbst seien gewöhnlich so, dass ihr Egoismus am Ende größer ist als der des Durchschnittsmenschen. Nur können sie aus irgendeinem mir unbekannten Grund nicht dazu stehen. Weiß der Teufel warum. Aber das ist natürlich ein rein subjektiver Eindruck.

•     •     •

Bertikoks - Transfermarkt since 2003. Originalmitgliedsnummer 1686. Keine anonyme Kritik: FCK MGLD 2151

This contribution was last edited by Bertikoks on Aug 11, 2015 at 9:08 PM hours
Kommerzmaschine Fußball |#17
Aug 11, 2015 - 8:48 PM hours
Zitat von Hegermeister


Ich bin ja kein Egosit, ABER der FCK soll keine Spieler von anderen Vereinen ausbilden, schon gar keine die von blau-weißen Vereinen jenseits des Rheins kommen. Nur die eigenen sind gut. Aber die, die die nur kommen wegen der Spielpraxis, werden einfach so von der Vereinsführung aufgenommen und werden hoffiert, während unsere Spieler auf der harten Tribüne zur Arbeitslosigkeit verdammt werden. Und wenn der Fremde dann nicht spielt, muss der Verein das Gehalt trotzdem zahlen. Und das schlimmste ist, der einfache Fan wird dazu nicht mal gefragt. Die da oben machen das einfach, obwohl sie wissen wir wir hier unten darüber denken. Dass man da mal allergisch reagiert ist doch normal oder? Und Unterstützung hat der aus Prinzip nicht verdient, denn das wird nie einer von uns sein, egal ob er zu unserem tabellarischen Wohlbefinden beiträgt oder nicht.
Umgekehrt ist das aber kein Problem. Wenn wir einen Spieler ins ostdeutsche Entwicklungsland verleihen, dann ist es selbstverständlich, dass die sich freuen und er dort spielt, egal dass er dort vielleicht einem jungen Erwachsenen den Arbeitsplatz und die Perspektive auf eine bessere Zukunft verbaut.


Herrlich! Vorsicht, bissig! Auch wenn dieser Sarkasmus mit offenem Maul auf die Betroffenen zurennt.

Pippi lässt grüßen...
This contribution was last edited by keane16 on Aug 11, 2015 at 8:51 PM hours
Kommerzmaschine Fußball |#18
Aug 11, 2015 - 9:31 PM hours
Zitat von Bertikoks

@Hegermeister

Ich bin übrigens ein Egoist. Und meines Erachtens sind wir das alle auf die eine oder andere Weise. Wenn's ums Fressen geht... trotzdem hat mir dein letzter Abschnitt sehr gut gefallen. Nach meiner Erfahrung verhält es sich mit Leuten, die gern betonen wie wenig egoistisch sie selbst seien gewöhnlich so, dass ihr Egoismus am Ende größer ist als der des Durchschnittsmenschen. Nur können sie aus irgendeinem mir unbekannten Grund nicht dazu stehen. Weiß der Teufel warum. Aber das ist natürlich ein rein subjektiver Eindruck.



Ich habe mit diesem Teil auch gekämpft, denn ich bin kadertechnisch von der betroffenen Personalie nicht überzeugt.
Aber es wurden Gründe dafür genannt, die plausibel aus einer Perspektive der Verantwortlichen scheinen. Daran müssen sie sich dann halt messen lassen (und zwar nicht nach 20 Minuten im Pokal).
Und über die Kadernominierungen für einzelne Spiele kann man immer diskutieren. Auch hier gibt es plausible Gründe, die weit von "vereinsschädigendem" Verhalten entfernt sind.

Wohingegen jeder Spieler unabhängig von seiner Herkunft und den ihn betreffenden Besitzverhältnissen ugly , der das FCK Trikot trägt, in jedem Spiel meine Unterstützung hat. Anderes Verhalten sehe ICH als vereinsschädigend an!

edit: dieses "ich bin kein Egosit" brauchte ich, um ein "ich bin kein ..., ABER" erzeugen zu können. Von daher eher Stilmittel, als Vorwurf, denn Egoismus ist nichts, was ich nicht verstehe oder nicht auch bin. Im Gegenteil...

•     •     •

Nichts ersetzt die Romantik eines Flutlichtspiels im Regen... ...und siegen!!

Wir denken nur noch von Grätsche zu Grätsche!

Hate the Game, not the Player!

This contribution was last edited by Hegermeister on Aug 11, 2015 at 9:34 PM hours
Kommerzmaschine Fußball |#19
Aug 11, 2015 - 9:32 PM hours
@Lullaby/Berti
Was Lebensmittel angeht könnt Ihr gerne in Europa bleiben - Griechenland - Stundenlohn 15 € - die Menschen können sich ihr eigenes Gemüse oder Olivenöl nicht mehr leisten.

War am Sonntag im Wildpark und zum Thema Kommerz gab es auf der Haupttribüne Anschauungsunterricht pur.

Wenn jemand soviel Asche zahlt und 50 % seiner Zeit damit verbringt verwackelte Filmchen zu drehen, die selbst der "deutsche Autorenfilm" nicht mit dem Prädikat "besonders empfehlenswert" gekennzeichnet hätte, 10 Minuten nach der Pause wiederkommen, bepackt mit Würsten, Brezeln und Getränken und dann 5 Minuten vorher gehen kann man denjenigen (das waren einige) sicher nicht helfen.

Mädchen in Schweinsteiger Trikots die sich verzweifelt nach Schweini umgeschaut haben und fast in Tränen ausgebrochen sind, nachdem eine ältere Dame ein Einsehen hatte und sie über seinen neuen Verein aufgeklärt hat.

Das ist ein Event und hat mit Fußball überhaupt nichts mehr zu tun. Das ist selbst in Teilen der West inzwischen normal. Letztendlich egal ob da 22 Leute gegen den Ball kicken oder ein Männchen zur Musik den Mund bewegt - Hauptsache das Etikett Star hängt irgendwo und man war dabei.

Achso - die Karte hat über 50€ gekostet und ich habe sie geschenkt bekommen. Und nein, ich habe kein schlechtes Gewissen; habe 90 Minuten eine kompakte und gut funktionierende Nöttinger Mannschaft gesehen und hatte meinen Spaß. Mittlerweile rede ich mir sogar wieder erfolgreich ein, dass Spiele gegen Sandhausen (steht hier exemplarisch) einen gewissen Reiz haben. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit des 3ers wahrscheinlicher als gegen Augsburg, Mainz oder Gladbach - mag aber auch an der "Liebe" zum FCK liegen.
Und gerade das Spiel gegen Nöttingen hat mir wieder gezeigt warum ich mich damals dafür entschieden habe - es ist so unglaublich langweilig immer zu den Siegern zu gehören.

•     •     •

"Betzi braucht bei seinem Besuch eine Möglichkeit sich umzuziehen und Kaltgetränke" (Anmeldeformular Betzi Buchen)
"You want it darker, Hineni, Hineni, I'm ready, my lord (Leonard Cohen).
"Well, what did you expect in an opera? A happy ending?" (Bugs Bunny)
Kommerzmaschine Fußball |#20
Aug 11, 2015 - 10:02 PM hours
Ein wunderbares Thema...über Fußball...aber letztlich auch über "Gott" und die Welt...

Und auch ein Thema, über das man hier eigentlich nicht diskutieren kann, weil jedwede ernsthafte Auseinandersetzung mit der "Kommerzmaschine Fussball" früher oder später die gesellschaftspolitische Ebene aufgreifen muß...und dann sind wir wieder beim off topic...

Was soll ich sagen? Ich glaube, die Sache ist gar nicht ganz so schwierig...wir alle sind dem Kapitalismus verfallen...übrigens, in der sogenannten "Dritten Welt" nicht weniger als in Mitteleuropa...der Kapitalismus ist längst zu unserer neuen Religion geworden...

Der Fußball ist aber ja wirklich nur ein sehr kleiner Teil des ganzen Systems...es wäre wirklich vermessen, würde man dem Fußball abverlangen, hier als Korrektiv zu wirken...

Was mich immer wieder so schrecklich ärgert ist die Tatsache, dass wir das große Ganze längst aus den Augen verloren haben...die Maßstäbe sind uns gänzlich verloren gegangen...wir relativieren uns zu Tode...

...Du darfst ja heutzutage, um beim Fußball zu bleiben, noch nicht einmal einer Organisation wie RB Leipzig entgegentreten...dann kommen gleich wieder die politisch Korrekten aus ihrer Ecke...diejenigen, die selbst ihre Großmutter noch vor dem Altar des Kapitalismus höchstbietend verkaufen würden...das ist einfach nur ekelerregend...

Zum Rundfunkbeitrag sag´ ich gar nicht mehr...sonst werde ich hier gesperrt...

Das was dieses Jahr nach dem DFB-Pokalendspiel in der medialen Berichterstattung abgelaufen ist, das "zu Kreuze kriechen" vor dem Global Player aus Wolfsburg und auch die Berichterstattung über RB Leipzig, eine Art zwangsgebührenfinanziertes Emanzipationsbegehren für ein kapitalistisches Plastikprodukt im deutschen Profifußball...widerlich!

Aber wie gesagt, nicht aufregen...wir werden im Sinne von "alternativlos", "in der heutigen Zeit gibt es keine einfachen Antworten auf schwierige Fragen", "da gibt es kein Richtig oder Falsch" oder "ja, das konnte man ja zu der Zeit gar nicht wissen, das hätte ja keiner vorausahnen können" - hey, ich kann die Floskeln alle auswendig zwinker - auch diese neueste Eskalationsstufe des Ausverkaufs des Fußballs an den Kapitalismus wieder schadlos überstehen...

Ach...was reg´ ich mich hier überhaupt auf, die letzten Naturparadiese verschwinden im Moment rasend schnell, schneller als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte...den Potenzproblemen asiatischer Männer sei an dieser Stelle einmal stellvertretend für die anderen menschlichen Makel ganz besonders gedankt...natürlich, ich bitte Euch, werden wir im Jahre 2100 auch 11 Milliarden Menschen ernähren können, sind doch nur 3 oder 4 Milliarden Menschen mehr als 2015...und wenn es nicht gerade um Menschen mit unterschiedlichen Sexualvorstellungen oder Menschen mit Einwanderungsgeschichte geht, also Menschen, die beispielsweise im Gegensatz zu alten oder behinderten Menschen, ein wirklich verdammt wichtiger Bestandteil des kapitalistischen Systems darstellen...dann dürfen wir auch die Würde des Menschen einfach einmal vergessen...

Alles gut im Fußball! In dem Sinne...weiter dreht sich die Kugel...äh...der Ball...

PS: Danke an den letzten Beitrag von Bertikoks, er hat es trotzdem versucht und auch einen Teil der Schwierigkeiten angesprochen...

ENTSCHULDIGUNG...das mit den asiatischen Männern war natürlich sehr vereinfachend gesagt...eigentlich grober Unfug...ich möchte hier richtigstellen, dass natürlich auch deutsche Männer mit ihren Erektionsproblemen verantwortlich für den grausamen Massenmord an den afrikanischen Elefanten sind...es sind übrigens vorwiegend Wähler im konservativen Wählerspektrum...oder äh...ach´ ich weiß es nicht...ich hab´mich einfach völlig verheddert...bitte löschen! Zwinkernd
This contribution was last edited by Andras on Aug 11, 2015 at 10:30 PM hours
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