11. Spieltag: FC Energie Cottbus - FC Carl Zeiss Jena

Die Niederlage gestern war absolut verdient, keine Frage. Jena war in allen Belangen besser und das muss man anerkennen.
Wir zeigten zwar unser gewohntes Ballbesitzspiel. Jedoch ging uns die Präzision im Passspiel ab, unser erstes großes Problem gestern. Mit Vertikalpässen versuchten wir immer wieder, Thiele im Zentrum zu finden. Allerdings sind diese Bälle regelmäßig bei Jenaern gelandet. Auch unsere Diagonalbälle waren oft zu kurz oder nicht scharf genug, egal ob sie von Hilde, Putze, Slamar oder sonst wem kamen. So hatte Jena immer wieder genug Zeit, um sich zu positionieren. Auch die Flanken waren meist schlecht. Links wurde Halbauer meist gedoppelt und hatte kaum Zeit oder Platz für ein gutes Zuspiel. Das lag mMn auch daran, dass er von Slamar kaum unterstützt wurde. Da sah man, dass LV für Slamar sehr ungewohnt war. Ein Borgmann überlief Halbauer sehr oft und konnte dann mit links auch von der Grundlinie weiter spielen. Slamar als Rechtsfuß tat sich damit ungleich schwerer und blieb oft zurück im Halbfeld oder zog ins Zentrum. Dadurch hatte Halbauer zu wenig Unterstützung. Nur einmal gelang es ihm, sich da durchzusetzen und kreierte damit direkt unsere beste Chance. Leider war die Latte diesmal nicht auf unserer Seite. Auf rechts klappte das Zusammenspiel zwischen Heike, Juckel und Milde in HZ1 deutlich besser, insbesondere was die Tiefenläufe und das gegenseitige Unterstützen betraf. Zwar wurde Heike von Butzen offensiv meist kalt gestellt, aber er bekam immerhin die nötige spielerische Unterstützung. Leider konnten wir daraus so gar keine Gefahr entwickeln, weil Juckel und Milde die Qualität im Pass- und Flankenspiel deutlich abging.
All das in Kombination führte zu unserem meist zahnlosen Offensivspiel. Jena gelang es so oft, uns aus ihrem Strafraum rauszuhalten.

Ein zweites großes Problem waren die Zweikämpfe. Da hat uns Jena einfach den Schneid abgekauft. Vorne fehlte es uns irgendwie am letzten Mut und der Überzeugung, mal das 1gg1 zu suchen, sich durchbeißen zu wollen. Hinten ließen wir hingegen große Abstände. Besonders deutlich wurde das bei den Versuchen von Richter und Krauß, wobei Letzterer damit das 1:0 erzielte. In diesen Szenen fehlte uns schon in den Halbräumen, ca. 30m vor dem Tor, der Zugriff. Das wurde v.a. auf unserer rechten Abwehrseite deutlich. Milde hatte dort mehrfach die schwierige Entscheidung zu treffen, ob er rausschiebt und den ballführenden Spieler attackiert, oder ob er seine Position hält und den Raum dahinter deckt. Er bekam da keine oder zu wenig Unterstützung aus dem Mittelfeld. Exemplarisch dafür das 0:1: da schob er raus, kam aber deutlich zu spät, sodass Lämmel auf unserer rechten Bahn viel Zeit und Platz hatte. Putze(?) kam dann zu spät in den Zweikampf, weil er vorher schon schlecht stand, um den Passgeber zu attackieren. Krauß konnte dann einfach durchstarten, weil Milde nach seinem misslungenen Zweikampf samt Timing Rückstand hatte. So kam Krauß dann in den Strafraum und schloss perfekt in die lange Ecke ab.
In HZ2 wurde es durch die Herausnahme von Juckel leider noch schlimmer. Er war bis dato der Einzige in unserem Mittelfeld, der auch mal Zweikämpfe nachhaltig gewann. Zwar war es verständlich, im Angesicht des Rückstandes offensiv zu wechseln und Bornemann zu bringen. Jedoch war er mit körperlichem Spiel im Mittelfeld überfordert. So verloren wir dort endgültig den Zugriff. Das lag auch daran, dass Putze nach seiner gelben Karte merklich vorsichtiger wurde und defensiver spielte. So fehlte uns ein weiterer aggressiver Spieler im Zentrum. Vielleicht wäre da eine Einwechslung von Pelivan sinnvoll gewesen, um noch gelöste Zweikampfstärke im Mittelfeld haben zu können, wer weiß. Bezeichnend war dafür das 0:2, wo Jena in allen Zweikämpfen einfach griffiger, durchsetzungsstärker war. Auch Hasse gelang es überhaupt nicht, dagegenzuhalten. Er hatte bis auf ein paar Pässe auf den linken Flügel und ein gutes Andribbeln mit schönem Vertikalpass auf Thiele leider so gar kein Fortune. Für ihn war es ein völlig gebrauchter Tag. Die eingewechselten Oesterhelweg und Euschen sind grundsätzlich ja auch nicht für eine robuste Spielweise bekannt. Da konnten sie ein kreatives Element auch nur selten einbringen, zumal die Zuspiele auf sie ja oft zu ungenau waren.

Das letzte große Problem war der Kopf. Es war so offensichtlich wie seit der Relegation oder dem DFB-Pokal-Debakel nicht mehr, wie sehr die Köpfe und Schultern nach dem 0:2 nach unten gingen. Es war dann ein giftiger Cocktail aus dem Gefühl, dass einem heute so gar nichts gelingen will und dem Fehlen von Akteuren, die sich dem Gegner entgegenstemmen können. Hildebrandt war da mMn die tragischste Figur. Er will der Mannschaft als Führungsspieler helfen. Jedoch hatte auch er einen schlechten Tag erwischt. Weder seine Pässe nach vorn kamen verlässlich an, noch seine Zweikämpfe waren von merklichem Erfolg geprägt.
In Abwesenheit von Borgmann und auch Hofmann fehlte es der Mannschaft nun an Antreibern. Hoffentlich kehrt Hofmann bald zurück, damit Hildebrandt diese Last des Führungsspielers nicht allein tragen muss (oder sich dazu verpflichtet fühlt). Leider fehlt es dem Team abseits dieser beiden und durch den Borgmann-Ausfall sonst an Spielern, die in solchen Drucksituationen das Heft in die Hand nehmen.
Das dürfte angesichts der anspruchsvollen Gegner in den kommenden Wochen die wohl größte Herausforderung werden. Schließlich dürfte dort ähnlich viel Widerstand auf uns zu kommen, wie ihn Jena gestern geleistet hat. Das wird eine erste, große Reifeprüfung für unser Team!

Noch ein paar Worte zu Prokopenko: er scheint aktuell nicht in Form zu sein. Bei ihm bekam ich in letzter Zeit auch zunehmende Shcherbakovski-Vibes. Er hat eine gute Ballbehandlung und ist flink. Jedoch sind viele seiner Aktionen einfach brotlos. Ihm mangelt es mMn in vielen Spielen an der letzten Konsequenz, sodass er seine eigentlich tollen Fähigkeiten nicht so recht auf die Platte bekommt. Das sah man ja auch in den LaPo-Spielen, wo er zwar immer wieder etwas probierte, dabei aber kaum Gefahr erzeugte. Womöglich fehlt ihm genau das aktuell, sodass er der Mannschaft nicht wirklich helfen kann.
This contribution was last edited by Kumadori on Oct 22, 2023 at 11:15 AM hours

Müssten wir, wenn wir nicht mit der Finanzkraft der Konkurrenz mithalten können, nicht unsere Ziele unseren Möglichkeiten anpassen, vorübergehend kleinere Brötchen backen und erstmal die (vorallem) finanzielle Basis für den ganz großen Wurf, den Aufstieg legen und zwar so dass die finanziellen Voraussetzungen für die Kaderzusammenstellung eines konkurrenzfähigen Kaders für die 3.Liga dann auch gegeben gegeben sind? Ich bin da nicht so eingeweiht, trotzdem skeptisch , aber irgendwer meinte letztens hier dass der Aufstieg für den Verein nicht überlebenswichtig ist.


Lt Wollitz -Aussage im Stadionheft ist es seine Idealvorstelluing dass wir mit Doppelsturm Heike/Thiele im Zentrum spielen.
Ich finde Heike auf Außen wirkungsvoller. Dass ihm IVs auf den Füßen stehen bekommt ihm offensichtlich nicht so. Von Außen mit Tempo einzulaufen dagegen mehr.
This contribution was last edited by Max_Mustermann on Oct 22, 2023 at 12:04 PM hours

Zu 2. Bei Doppelspitze hätte Heike ja immerhin nur einen statt 2 IV. Aber das Team als Ganzes bekommt das System leider noch nicht hin. Auch wenn es Thiele/Heike helfen könnte.

Zu 1. Machen wir ja praktisch. Wir geben anders als unter Auth keinen Cent mehr aus als wir haben und versuchen damit - es ist ja nicht unmöglich - so weit oben zu landen wie es geht, im besten Fall reichts für die 1. So wird es auch kommuniziert.
Natürlich sehen die Fans den Namen immernoch deutlicher rausstechen in der Liga, während das Budget nirgends für alle sichtbar gelistet ist. So ist die Wahrnehmung nach außen über die Favoriten natürlich leicht verzerrt. Sie kommen, weil sie Erfolg (zeitnah Liga 3) sehen wollen. Und die Sponsoren sponsorn deswegen.
So funktioniert unsere Konsolidierung. So lange es versuchen bis es klappt. Der Aufstiegsversuch ist quasi unser aktuelles "Produkt", mit dem wir Einnahmen generieren.

Backen wir "kleinere Brötchen" hieße das sicher weniger Ausgaben, aber auch weniger Einnahmen durch weniger Interesse. Wir würden einfach uns einfach nur von einem gesunden guten Niveau auf ein gesundes niedrigeres absenken. Allerdings dann sogar mit der potenziellen Gefahr mal Richtung Abstiegsgefahr zu schauen inkl. Verlust NLZ, Stadion etc. Das wäre wohl die Katastrophe.